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Biografie Christopher G. Casey

eine kurze Biografie - von Olaf Pachten

Christopher G. Casey wuchs in Atlanta, Georgia auf. Seine Mutter war Lehrerin an einer Schule für hochbegabte Kinder. Christopher und seine Schwester wurden schon in ihrer Kindheit als hochbegabt eingestuft. In seinem 8. Lebensjahr entdeckte er das Jiujitsu für sich und trainierte für einige Jahre an einer Schule in seiner Heimatstadt. Er begann mit dem Okinawa Karate Shorin-Ryo und erlangte dort den 4. Dan.

Später kam er zu der American Kempo Association und wurde Schüler von Simeon Eli. Simeon Eli war ein Schüler des berühmten James Mitose, der den sogenannten Old Pinetree Style von Japan nach Hawaii brachte. In diesem Kempo Stil erreichte Casey den 2. Dan. Er studierte weiterhin bei dem American Jiujitsu Institute, wo er den 4. Dan erreichte und trainierte unter anderem zusammen mit dem durch seine Small Circle Theory bekannt gewordenen Wally Jay. Durch einige seiner Lehrer im Jiujitsu kam er erstmals in Kontakt zu den Stilen Xingyiquan und Baguazhang. Speziell durch den Einfluss von Wally Jay bekam sein Jiujitsu eine Wendung in Richtung des chinesischen Chin Na.

Neben seinen Studien der asiatischen Kampfkunst machte Christopher Casey seinen College-Abschluss mit dem Schwerpunkt Philosophie an der George Mason University und begann mit einem Master-Studiengang in Philosophie an der Universität. Sein Bestreben, die westliche und östliche Philosophie zu vereinen, stieß nach eigenen Angaben auf wenig Gegenliebe bei seinen Professoren, und so fehlte ihm die Unterstützung für seine Master- Arbeit. Enttäuscht wandte er sich von der philosophischen Fakultät ab und begann seine Arbeit im Bereich der Versicherungsgesellschaften. Auf Grund seines hohen Intellekts und seiner schnellen Auffassungsgabe stieg er in diesem Bereich sehr schnell bis zu der Position des Vize-Präsidenten auf. Da ihn diese Arbeit aber nie wirklich interessierte und ihm nur als Broterwerb diente, begann er sich nach anderen Betätigungsfeldern umzusehen.

Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre begann Casey regelmäßig nach Taiwan zu reisen, um dort von den Großmeistern des chinesischen Boxens zu lernen. Inspiriert durch die Bücher von Robert W. Smith über das chinesische Boxen, versuchte er Kontakt zu einigen der dort vorgestellten Meister zu bekommen. Hilfreich hierbei war unter anderem der Kontakt zum Konsul des chinesischen Generalkonsulates der Republik Taiwan in Atlanta, dessen Sohn er unterrichtete. Durch ihn bekam er Kontakt zur Koushu Federation, einem Teil des Bildungsministeriums in Taiwan, die sich um die Pflege und Wahrung der chinesischen Boxkünste kümmerte.

Die Koushu Federation verfügte zu dieser Zeit nur über sehr begrenzte finanzielle Mittel und Casey bot seine finanzielle Hilfe an. So wurde er an viele der bekanntesten Meister Taiwans weiter vermittelt. Auch seine spätere Verbindung zu Tao Ping Siang, einem direkten Schüler von Cheng Man-ch’ing, war eine große Hilfe, da dieser in Taiwan über ein breites Netzwerk verfügte und viele dieser Meister persönlich kannte.

Tao Ping Siang war in seinen jüngeren Jahren Flugzeugingenieur und Pilot im Sino- Japanischen Krieg und wurde später ein bekannter Arzt für Akupunktur und Großmeister des Taijiquan. Dr. Tao lernte die Kampfkünste seit seiner frühen Kindheit. Zunächst Tan Tui, das sogenannte springing legs system aus dem Norden Chinas, und andere Shaolin Stile. Später konzentrierte er sich mehr auf die inneren Stile Xingyiquan, Baguazhang und Liuhe Bafa, das er von dem berühmten Wu Yi Hui lernte, dessen „closed-door“- Student er war. Dr. Tao war bekannt vor allem für seine außergewöhnlichen Push-Hands-Fähigkeiten und seine bedingungslose Nachgiebigkeit im Taijiquan. Tao Ping Siang, war Caseys hauptsächlicher Lehrer für Taijiquan, von ihm lernte er Cheng Man-ch’ings Yang Stil Kurzform.

Caseys erster Lehrer in Taiwan war Wang Shujin, einer der berühmtesten Boxer Asiens. Wang Shujin war zu Lebzeiten der größte Vertreter für Xingyiquan Chuan und Baguazhang in Taiwan. Wang war nach eigenen Angaben der letzte Schüler des berühmten Großmeisters Zhang Zhaodong und studierte von 1929 bis 1938 bei ihm. Nach dessen Tod ging Wang nach Peking, um dort von Hsiao Hai Po zu lernen und später zu Wang Xiangzhai in Tiensin, von dem er unter anderem auch Zhangzhuan Qi-Gong lernte. Wang Shujin gilt als der erste Meister, der chinesisches Boxen (speziell Xingyiquan, Baguazhang und Taijiquan) auch in Japan unterrichtet hat. In Taiwan pflegte er seinen Unterricht im Park von Taichun abzuhalten. Casey lernte bis zu Wangs Tod 1981 von ihm Xingyiquan und Baguazhang mit dem Schwerpunkt auf Baguazhang.

Caseys hauptsächlicher Lehrer für Xingyiquan war der bekannte Shen Mou Hui. Von ihm lernte er zudem Baguazhang, Black Shantung Tiger, Lohan, Grand Chaining, Ching Bao Gong Ka und das chinesische Wrestling Shuai Chaio.

Wing Chun lernte er von Meister Lo Man Kam, dem Neffen des berühmten Yip Man. Ursprünglich aus Foshan kommend, wo er mit seinem Onkel auf einem Hof lebte, zog Lo Man Kam später nach Hong Kong, wo er weiter mit Yip Man trainierte. Von ihm ermutigt, zog er nach Taiwan, wo er 1974 in Taipeh seine eigene Wing Chun Schule eröffnete.

Ein weiterer Lehrer Caseys in Taiwan war der legendäre Liao Wu Chang, der sogenannte „Monkey King“. Von ihm lernte er dessen Stone Killer Monkey Boxing Style. Robert W. Smith beschreibt Liao in seinem Buch „Chinese Boxing – Masters and Methods“ als einen heiteren und geschmeidigen Mann, „flink wie eine rote Ameise“. Als Smith ihn 1956 in Taiwan kennenlernte, hatte Liao 4 Ehefrauen und 18 Kinder, besaß ein halbes Duzend Läden in der Stadt und arbeitete als traditioneller Arzt. Liao Wu Changs Spezialität war das Ta Sheng Chuan (Monkey Boxing), das er wie kaum ein anderer beherrschte.

Die Meister S.Y. Chen und P.C. Hsieh unterrichteten Casey in Fukien White Crane (Fujian White Crane). White Crane ist eine Süd-Chinesische Kampfkunst aus der Fujian Provinz und imitiert in seinen Bewegungen die Charakteristiken des Kranichs.

In Macao lernte er den weitgehend unbekannten Stil Wa Lu von einem Mann namens Pa Ka. Von Wa Lu und seinem Hintergrund ist heute sehr wenig bekannt, es birgt jedoch einige Elemente des chinesischen Wrestling Shuai Chiao.

Auf Grund seiner großen Begabung, seiner Loyalität und seines bedingungslosen Lerneifers erlangte Casey den Respekt vieler seiner Lehrer. Von ihnen erhielt er auch den chinesischen Beinamen Kai Sai, was soviel bedeutet wie „siegreich in jeder Auseinandersetzung“. Für die Koushu Federation arbeitete Casey über 10 Jahre als Verbindungsmann der Vereinigten Staaten, verbreitete Filme, in denen Taiwans Meister ihre Kunst demonstrierten, und half Kurse und Trainingsveranstaltungen der Koushu Federation zu organisieren.

Zwischenzeitlich war Casey nach Seattle umgezogen, um dort das Geschäft der internationalen Rückversicherungen zu studieren. In Seattle lernte er neben Tao Ping Siang auch Taky Kimura kennen, einen der drei direkten von Bruce Lee zertifizierten Jun Fan Gong Fu Lehrern und trainierte die nächsten Jahre mit ihm seine Version des Jeet Kune Do. Aus dieser Zeit stammt auch sein Buch „In Pursuit of Jeet Kune Do: a sourcebook on Jun Fan Gung Fu“, welches er der Koushu Federation zur Einführung des Jun Fan Gung Fu in das Pantheon der chinesischen Kampfkünste präsentierte. Mr. Casey verfasste außerdem zwei weitere Bücher welche in limitierter Auflage veröffentlicht wurden: „Kuoshu: Chinese Ultimate Mind And Body Dicipline“ und „Mind-Hit Boxing: Secrets Of Kai Sai Kung Fu“

Nach 2 Jahren in Seattle bekam Casey das Angebot, für den internationalen Rückversicherer Hannover Rück zu arbeiten, und zog nach Deutschland um. In Hannover lernte er Manfred Steiner kennen, mit dem er von da an regelmässig trainierte und in dessen Schule am Großen Kolonnenweg er auch unterrichtete.

1982 gründete Casey das Chinese Boxing Institute International (CBII). Er war der Meinung, dass auf Grund seiner Sonderstellung in den chinesischen Kampfkünsten das Chinese Boxing eine spezielle Anerkennung verdiente. Er glaubte, dass es diese Anerkennung nur erhalten würde, wenn es auch seine eigene Organisation hätte, die es vertritt. Um seine volle Aufmerksamkeit der Gründung des CBII widmen zu können trennte, sich Casey von der Kuoshu Federation, welche die chinesischen Kampfkünste im Ganzen vertritt.

1989 kehrte Casey auf die Veranlassung seines Arbeitgebers in die USA zurück, um dort eine Zweigstelle des Unternehmens aufzubauen. Unzufrieden mit den Geschäftspraktiken des Konzerns, verließ er das Unternehmen und zog zurück nach Atlanta. Aus Japan bekam er das Angebot, dort auf hohem Niveau Kampfkunst zu unterrichten, doch letztendlich entschied er sich gegen diese Option. Unter anderem auch weil eine der Bedingungen war, dass alle seine Unterrichtsstunden gefilmt werden sollten, wogegen sich einige seiner Lehrer (speziell Lo Man Kam) aussprachen.

Im September ’89 begann Casey ungewöhnlich starke Kopfschmerzen zu bekommen. Seine Unverträglichkeit von Schmerzmitteln und die dadurch resultierenden mentalen Einschränkungen setzten ihm stark zu. Seine Ärzte äußerten den Verdacht eines Hirntumors, aber die dazu nötige Kontrastmittel-Untersuchung lehnte Casey ab, da seine Mutter bei einer ähnlichen Untersuchung einmal fast ums Leben gekommen sei. Er hielt die Kopfschmerzen noch einige Monate lang aus, aber schließlich verstarb Mr Casey im Dezember 1989. Er wurde 39 Jahre alt.